3D-Drucker – „die Zweite„
Nachdem mir mein Prusa i3 Hephestos* knapp 5 Jahre lang gute Dienste geleistet hat und ich in dieser Zeit einiges an Erfahrungen in Sachen Filamentauswahl, Druckereinstellungen und auch 3D Modellierung gemacht habe, störte mich eine Sache doch erheblich. Mit der offenen Bauart des Druckers war es schwierig gute Ergebnisse beim Drucken mit ABS Filament zu erreichen. Gerade wenn die Druckteile etwas höher waren, hatte ich, wie bereits im Beitrag – Der Weg zum 3d Druck* beschrieben, mit Warping und Rissen im Druckteil zu kämpfen.
Da ich zunehmend auch für Freunde und Bekannte immer mehr Teile mit höherer Hitzebeständigkeit benötigte (z.B. Halter und Blenden für Einbauten in Fahrzeugen), kam also die Idee auf einen neuen, respektive weiteren Drucker anzuschaffen. Dieser sollte auf jeden Fall über ein beheiztes Druckbett und ein geschlossenes Gehäuse verfügen, damit dann auch größere ABS Drucke problemlos gelingen.
FDM (Filament) oder SLA (Stereolithografie)
Die erste Frage die es zu beantworten galt war die , welche Art des Druckverfahrens der neue Drucker eigentlich haben sollte. Da in den vergangenen Jahren die SLA* (Stereolithografie) Drucker im Preis deutlich gefallen sind und nun auch für den Hobby-Bereich erschwinglich waren, schaute ich mir das Druckverfahren dieser Drucker etwas genauer an. Außerdem las ich die Rezessionen und Erfahrungen von Nutzern, welche sich mit dem Thema ebenfalls beschäftigten und war überrascht, fast schon begeistert, welche Genauigkeit die Drucke dieser Geräte aufwiesen. Da konnte mein „alter“ Prusa nicht mal ansatzweise mithalten und auch ein neuer FDM (Filament) Drucker würde dies nicht können, soviel stand recht schnell fest.
ABER: Es gab zwei Dinge, welche mich am SLA Drucker störten und mich schließlich dazu brachten doch wieder nach einem FDM Drucker Ausschau zu halten.
Der erste Grund war der Fakt, dass alle SLA Drucker, im Gegensatz zu den FDM Geräten der gleichen Preisklasse, über einen deutlich kleineren Bauraum verfügten. Dies ist aber gerade für Teile welche ich immer wieder drucke (Blenden, Gehäuse, Funktionsteile, etc…) ein wichtiges Kriterium und da der Drucker als Ersatz für den Prusa gedacht war, sollte er natürlich auch in Sachen Bauraum zumindest annähernd die gleichen Eigenschaften bieten.
Der zweite Punkt war die nötige Mehrarbeit beim Drucken mit Resin (Harz). Ist beim Drucken mit Filament der Druckprozess abgeschlossen, so hält man das fertige Druckobjekt in seinen Händen, schaltet den Drucker aus und entfernt eventuell vorhandenes Stützmaterial, womit der komplette Vorgang abgeschlossen ist.
Beim Drucken mit SLA geht jedoch nach dem Ende des Druckvorgangs die Arbeit erst richtig los. Als erstes muss das Druckobjekt von überschüssigen Resinanhaftungen befreit und anschließend via UV-Licht ausgehärtet werden. Die Reinigung des Druckobjektes wird bei normalem Resin unter Zuhilfenahme von Isopropanol durchgeführt. Dies ist zum einen ein ziemliches „Gematsche“, da mehrere Schritte möglich sein können bis alle Resinanhaftungen entfernt sind. Zum anderen ist die Geruchsentwicklung nichts für geschlossene Räume, was das Drucken in der Wohnung, gerade im Winter, nicht wirklich angenehm macht. Außerdem muss der Drucker nach dem Drucken gereinigt und von überschüssigem Resin befreit werden. Das macht wenig Spaß, da man sich ja eigentlich um das Druckteil kümmern möchte.
Damit war das SLA Verfahren (vorerst) aus dem Rennen und das Druckverfahren wieder auf FDM festgelegt.
Druckerauswahl inkl. Glück beim Preis
Da jetzt alle Anforderungen an den „Neuen“ feststanden, ging ich auf die Suche nach einem Gerät, welches all meine Wünsche erfüllen konnte und auch preislich noch im Rahmen lag. Die Preise für 3D-Drucker waren seit meinem Erstkauf vor 5 Jahren deutlich gefallen und das Angebot war auch um ein Vielfaches größer, doch haben viele der Geräte die gleiche offene Bauform wie mein Prusa und genau das wollte ich ja nicht mehr. Geräte mit geschlossenen Gehäusen gibt es natürlich auch, doch war man hier preislich schnell im vierstelligen Bereich, was mir für ab und an mal ein Gehäuse zu drucken dann doch zu teuer war. Eine Ausnahme jedoch gab es da….
Der Neue heißt „Flashforge Dreamer NX“
Dieser bei Amazon angebotene Drucker bot eigentlich alles was ich erwartete. Der Bauraum war in der Y-Auslenkung zwar ein wenig kleiner, doch war der Unterschied nicht so gravierend und hätte beim Durchgehen meiner bis dato erzeugten Druckobjekte keine Probleme verursacht. Der Drucker machte im, Gegensatz zu manch anderem Exemplar, einen recht hübschen Eindruck und auch die Rezessionen waren durchaus positiv.
Außerdem war der Preis, welchen Amazon zu der Zeit für den Drucker verlangte, mit 345€ inkl. Versand mehr als im Budget und so schlug ich zu und bestellte den Drucker. Da ich in den letzten Tagen einige 3D Drucker verglichen hatte, fiel mir auf, dass der Dreamer NX große Ähnlichkeit mit dem 3D Drucker von Dremel, welchen ich mir auch angesehen habe hatte.
Nach ein wenig Recherche fand ich auch eine Antwort dafür. Dremel lies seinen Drucker ebenfalls bei Flashforge fertigen, weshalb sich beide anscheinend das gleiche Gehäuse-Design teilen. Um genauer zu sein teilte sich der Dremel Idea Builder mit dem großen Bruder des NX, dem Flashforge Dreamer (ohne NX), das Gehäuse, wobei der Dreamer im Gegensatz zum Idea Builder aber über ein beheiztes Druckbett und einen Dual-Extruder verfügt und zur Markteinführung ca. 200€ teurer war.
Der Dreamer NX ist also ein Art abgespeckter Dreamer, da er nur einen Single-Extruder besitzt, doch hat er im Gegensatz zum Dremel den riesen Vorteil des beheizten Druckbettes und war zum Kaufzeitpunkt damals unfassbare 300€ günstiger als der Dremel Idea Builder. Das oft begründete Argument des besseren technischen Supportes des Dremel hört sich bei dem Unterschied fast schon ein wenig lächerlich an.
Ein detailierten Vergleich zwischen Flashforge Dreamer und Dremel Idea Builder finden interessierte auf der folgenden Seite: Dremel vs. Flashforge Dreamer* (https://drucktipps3d.de/dremel-vs-flashforge-dreamer/)
Auspacken und Los geht`s
Nach wenigen Tagen Lieferzeit kam der Dreamer NX Mitte Oktober 2020 bei mir an. Die Verpackung war „bombensicher“ und der Drucker zu ca. 95% fertig montiert. Lediglich einige Transportsicherungen mussten entfernt und der Extruder montiert werden. Das war im Gegensatz zum Selbstbausatz des Prusa nicht der Rede wert und in 20 Minuten erledigt, inklusive dem Aufräumen der Verpackung!
Als nächstes ging es an das Nivellieren des Druckbettes, was dank der drei großen Rändelschrauben im Gegensatz zum Prusa I3 ebenfalls kinderleicht von statten ging. Da auf der mitgelieferten 16GB SD-Karte bereits Testdateien vorhanden waren und auch 2 Rollen Filament dem Drucker beigelegt wurden, konnte ich nach 30min den ersten Druck starten und mich ans Installieren der hauseigenen Slicersoftware von Flashforge mit dem Namen FlashPrint* machen.
Diese war ebenfalls auf der SD-Karte gespeichert, wobei ich jedoch gleich die aktuellste Version von der Flashforge Homepage* (https://www.flashforge.com) heruntergeladen habe. Die Software ist im Gegensatz zu Cura*, welches ich bis dahin verwendet habe, recht überschaubar und eher auf den schnellen Druckerfolg ausgelegt. Man findet zwar auch alle möglichen Profieinstellungen, doch muss man hier schon etwas genauer danach suchen, was der Software an sich aber nicht zum Nachteil ist. Die gängigen Einstellungen wie Materialauswahl, Stützstruktur und Co. findet man auch ohne suchen zu müssen.
Mit der Software war es also ein leichtes ein selbst erstelltes 3D Modell in die vom Drucker lesbare Datei umzuwandeln. Die Software bietet hier standardmäßig das Format *.gx als Dateityp an, welches ich seit dem auch immer verwendet habe.
Was mir ebenfalls richtig gut gefällt, sind die Vorschaubilder bei der Auswahl des Druckobjektes am Drucker selbst. Da ich die SD Karte für den Transfer der Dateien nutze, sammelt sich auf dieser mit der Zeit einiges an Dateien an. Beim Prusa musste ich, gerade bei älteren Druckobjekten, schon manchmal raten, was sich genau hinter der Dateibezeichnung verbirgt. Dieses Problem habe ich beim Dreamer NX dank der Vorschaubilder bis heute noch nicht gehabt.
Filamentzufuhr funktioniert auch von Außerhalb
Der Dreamer NX Besitz einen Halter für die Filamentrolle innerhalb des Gehäuses. Leider ist dieser vom Platz her nur für 750g Rollen geeignet, was an sich ja eigentlich kein Problem ist. Da die Auswahl bei den Filamenten auf 1kg Rollen aber deutlich größer ist, preislich kaum bis kein Unterschied zwischen 750g und 1kg Rollen besteht und ich noch einige Rollen 1kg Filament auf Lager hatte, wollte ich dieses natürlich gern weiterhin benutzen.
Hier hilft ein simpler Trick ohne großen Aufwand das Problem zu umgehen. Man kauft oder druckt sich einen externen Rollenständer für die 1kg Spulen und führt das Filament einfach von außen durch einen der seitlichen Lüftungsschlitze in den Drucker ein. Dort angelangt geht es dann auf dem gewohnten Weg zum Extruder. Ich arbeite eigentlich seit Anfang an auf diese Weise und ein Bekannter, welchem ich den Drucker so schmackhaft gemacht habe, dass er kurz nach mir auch einen kaufte (ohne jegliche Vorkenntnisse), macht dies ebenso.
Druckergebnisse die sich sehen lassen können
Die für mich wohl wichtigste Frage war: „Sind die Druckergebnisse des Dreamer NX besser als die des Prusa“? Bei PLA habe ich am Ende mit dem Prusa ähnlich gute Ergebnisse erreicht wie mit dem Dreamer NX, doch in Sachen ABS-Druck liegen zwischen den beiden Welten. Die Frage ob sich das auch in ABS drucken lässt stellt sich gar nicht mehr, da dies so problemlos funktioniert, dass man eigentlich gar nicht mehr darüber nachdenken muss. Da ist das Wechseln des Filaments fast schon der schwierigste (nervigste) Teil der Arbeit.
Bei den meisten Teilen hat man noch nicht einmal Nacharbeit zu erledigen. Ich drucke generell ohne Brim oder Raft und habe noch nie Probleme mit Warping oder komplettem Ablösen des Druckobjektes gehabt. Auch kleine Teile und Details werden so genau gedruckt, dass man eigentlich nicht weiter handanlegen muss. Bei schwierigen Teile mit kleiner Aufstandsfläche kann natürlich auch der Dreamer NX nicht zaubern, da kommt es dann auf die richtige Platzierung des Objektes an.
Das man mit dem Drucker auch kleine Objekte drucken kann zeigt das nachfolgende Bild. Auf diesem hab ich meiner Tochter den Wunsch der eigenen Bäckerei erfüllt. Der Verkaufstresen, das Regal im Hintergrund, die Torten, Donuts, Muffins und Herzen und auch der Kaffeevollautomat samt Tassen stammen alle aus dem Dreamer NX. Das Erstellen der 3D-Modelle war ein Papa – Tochterprojekt, doch das bemalen durfte (musste) dann die Mama übernehmen 🙂 . Das Ausdrucken an sich war nicht der Rede wert…
Fazit
Ich besitze den Drucker jetzt 1,5 Jahre (Stand April 2022) und bin immer noch begeistert! Für das Geld kann der Einstieg in die Welt des 3D Druckes eigentlich nicht besser laufen. Die Bedienung ist nutzerfreundlich, unkompliziert und von der etwas pionierhaft anmutenden Umsetzung des Prusa I3 meilenweit entfernt. Mit dem Flashforge Dreamer NX ist der 3D Druck mit ein wenig Übung nicht schwieriger als der normale Papierdruck. Den oben beschriebenen SLA-Drucker habe ich mittlerweile auch noch angeschafft, da mich das Verfahren und die Genauigkeit des Druckes weiterhin fasziniert haben. Zum Einsatz kommt aber meist der Dreamer NX, da die Handhabung, wie schon vorab vermutet, um einiges einfacher und schneller ist. Nichtsdestotrotz werde ich bei Gelegenheit auch den SLA-Drucker einmal näher vorstellen.
Ich würde den NX auf jeden Fall wieder kaufen und bin froh das ich ihn habe. Der Prusa i3 Hephestos kam seit dem leider nicht mehr zum Einsatz und hat vor kurzem bei einem guten Bekannten ein neues Zuhause gefunden.